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Mathias Jucker erhält internationale Auszeichnung

Professor Mathias Jucker vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen teilt sich den International Prize for Translational Neuroscience der Gertrud Reemtsma-Stiftung mit der Dänin Maiken Nedergaard und dem Briten Roy Weller. Der Preis wird für besondere Leistungen in der neurologischen Grundlagenforschung vergeben und ist mit 60.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung findet am 10. September 2020 in Köln statt.

In Deutschland leben etwa 1,5 Millionen Menschen mit einer Alzheimer-Demenz, die noch nicht angemessen behandelt werden können. Die Krankheit entsteht durch Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn. Weil der Abtransport des Beta-Amyloids mit zunehmendem Alter immer schlechter funktioniert, sterben mehr und mehr Nervenzellen ab. Die Preisträger haben entdeckt, wie Abfallstoffe aus dem Gehirn entsorgt werden und wie die bei der Entsorgung anfallenden Hirnflüssigkeiten für die Früherkennung der Alzheimer-Demenz genutzt werden können.

„Durch Nedergaards und Wellers Arbeiten wissen wir, wie das Gehirn, das kein klassisches Lymphsystem besitzt, Beta-Amyloid und andere Abfallprodukte  entsorgt“, begründet Professor Herbert Jäckle, Vorsitzender der Gertrud Reemtsma-Stiftung und emeritierter Direktor des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen, die Preisverleihung an die Laureaten. „Juckers Arbeiten zeigen, dass die Früherkennung der Erkrankung über Hirnflüssigkeiten und Blut möglich ist. Das sind bahnbrechende Entdeckungen. Die Arbeiten der Preisträger sind damit exzellente Beispiele für translationale Forschung. Gerade bei den komplexen Hirnerkrankungen brauchen wir Impulse aus der Grundlagenforschung“, so Jäckle weiter.

Jucker hat zuerst bei Mäusen und später bei Patienten gezeigt, dass Hirnflüssigkeiten verklumptes Beta-Amyloid und Reste der untergegangenen Nervenzellen enthalten. Das Auftauchen dieser Fragmente zeigt daher eine drohende Alzheimer-Demenz an und kann für die Früherkennung genutzt werden. Ein entsprechender Test ist von großer klinischer Bedeutung, weil die bisherigen Therapien vermutlich daran gescheitert sind, dass die Krankheit schon zu weit fortgeschritten ist, wenn das Vergessen diagnostiziert wird. Eine Behandlung, die Erfolg verspricht, muss wahrscheinlich sehr viel früher einsetzen als bisher.

„Da sich die Medizinische Fakultät der Universität Tübingen für eine gezielte Förderung von translationaler und klinischer Forschung einsetzt, freuen wir uns sehr, dass Professor Jucker diesen renommierten Preis erhält“, sagt Professor Bernd Pichler, Dekan der Medizinischen Fakultät. „Grundlagenforschung muss zweckfrei sein, aber sie sollte auch immer den Anspruch haben, neue und bessere Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten hervorzubringen. Diesem Anspruch stellen wir uns in Tübingen.“

Der Preis der Gertrud-Reemtsma-Stiftung wird treuhänderisch von der Max-Planck-Gesellschaft verwaltet.

 

Zur Person:

Professor Dr. Mathias Jucker studierte in Zürich Neurowissenschaften und promovierte 1988 an der ETH Zürich. Nach einem langen Forschungsaufenthalt am National Institute on Aging in den USA wechselte er an die Universität Basel. Seit 2003 ist er Professor für Zellbiologie neurologischer Erkrankungen in Tübingen und Direktor am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH). Er leitet auch eine Forschungsgruppe am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und koordiniert in Deutschland das „Dominantly Inherited Alzheimer Network (DIAN)“. 2018 war er Gastprofessor an der amerikanischen Stanford University.

 

Copyright: Ingo Rappers / HIH

 

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