Die Parkinson-Krankheit ist eine häufige und schwere neurodegenerative Erkrankung. Zwar kann eine Dopamin-Substitutionstherapie oder die tiefe Hirnstimulation vielen Patienten eine vorübergehende beachtliche Verbesserung ihrer Lebensqualität bringen, eine Heilung ist dennoch nicht möglich und der Krankheitsverlauf lässt sich immer noch nicht signifikant verlangsamen.
In den letzten Jahren haben wir jedoch im Verständnis der genetischen, molekularen und zellulären Grundlagen der Erkrankung bemerkenswerte Fortschritte erlebt. Neue, an den molekularen Krankheitsprozessen orientierte Behandlungsmethoden rücken in greifbare Nähe und werden zum Teil bereits in klinischen Studien erprobt.
Unterstützt unter anderem durch eine größere private Spende und Forschungszuschüssen zahlreicher weiterer Geldgeber haben das Hertie Institut für klinische Hirnforschung und das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Tübingen die Defeat Parkinson’s Research Platform etabliert. Forscher und Ärzte nutzen mit vereinten Kräften die neusten molekularen, genetischen, zellbiologischen und rechnerischen Technologien, um die zu Grunde liegenden komplexen Mechanismen besser zu verstehen und neuartige Biomarker und Behandlungen zu entwickeln und einzusetzen.
In der Defeat Parkinson’s Research Platform arbeiten wir in einem interdisziplinären Team zusammen um zu erforschen, wie genetische Variabilität zu Veränderungen in zellulären und molekularen Prozessen führt und welche Faktoren die Risiken und Progression der Krankheit beeinflussen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir mit internationalen Partnern (http://pdgenetics.org; https://gp2.org/de/) zusammen, um in großen Gruppen betroffener und gefährdeter Personen die gesamte genomische Variation mit Next Generation Sequencing Technologien zu untersuchen. Diese Daten werden dann zum Bau von Modellen der Genexpression mit Transkriptom- und Epigenom-Informationen korreliert. Mittels Hochdurchsatzanalysen wird erforscht, wie diese Änderungen zelluläre Prozesse sogar auf Einzelzellebene verändern. In komplexen Zellkulturen auf der Basis induzierter pluripotenter Stammzellen (iPSC) und in Tiermodellen werden ausgewählte Gene untersucht. Dieses neue Wissen bringen wir aus dem Labor in die Klinik, um neuartige Biomarker und Therapien zu entdecken und zu validieren und kausal begründete Therapien umzusetzen.
Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dem Enthusiasmus unserer Teams, dem Input zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und mit der Hilfe großzügiger Geldgeber in der Parkinson-Forschung etwas bewegen werden und neue Heilbehandlungen finden, die das Leben unserer Patienten verbessern und letztlich zu einer Heilung oder sogar Verhütung von Parkinson führen werden.
Thomas Gasser ist Professor der Neurologie sowie Direktor der Abteilung für Neurodegenerative Erkrankungen am HIH und an der Neurologischen Universitätsklinik, und Leiter der Gruppe Parkinson Genetik am HIH und DZNE Tübingen. Er hat eines der Teams geleitet, das das LRRK2-Gen als die häufigste Ursache für autosomal-dominant erblichen Parkinson entdeckt hat, und zusammen mit seinen Mitarbeitern bei GWA-Studien an Parkinson Pionierarbeiten geleistet. Mehr Information
Philipp Kahle ist Leiter der Gruppe Funktionelle Neurogenetik am HIH/DZNE Tübingen. Zu den Forschungszielen gehören das Verstehen neuropathologischer und epigenetischer Mechanismen von α-Synuclein sowie der durch rezessive Parkinson-Gene regulierten Mechanismen zur Kontrolle der mitochondrialen Qualität. Mehr Information
Kathrin Brockmann ist Leiterin der Parkinson-Ambulanz der klinischen Abteilung für Neurologie und mit der Integrated Clinical and Research Unit (ICRU) des DZNE Tübingen assoziiert. Ihr Team konzentriert sich auf die Patientenstratifizierung anhand bildgebender Muster, genetischer Architektur und Biomarkern als eine der Hauptvoraussetzungen zur Entwicklung von Behandlungen, die für Stoffwechselwege spezifisch und mit Meilensteinen verbunden sind. Mehr Information
Inga Liepelt-Scarfone ist Neuropsychologin. Als Leiterin der Integrated Clinical and Research Unit (ICRU) am DZNE Tübingen ist sie für den reibungslosen Arbeitsablauf zahlreicher klinischer Versuche verantwortlich. Sie führt auch Studien zu kognitiven Eingriffen und Verhaltensinterventionen bei Parkinson durch.
Julia Fitzgerald ist Gruppenleiterin am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen, wo sie an den biologischen Prozessen, die bei der Parkinson-Krankheit dem neuronalen Zelltod zugrunde liegen, arbeitet. Mithilfe genetischer Modelle und von Patienten abgeleiteter Zellen fokussiert die Gruppe auf biochemische Signalwege. Sie verfügt über langjährige Spezialkenntnisse bei Mitochondrien und der Rolle, die mitochondriale Proteine bei der Parkinson-Krankheit spielen.
Christian Johannes Gloeckner ist Gruppenleiter am DZNE-Tübingen. Sein Team beschäftigt sich mit der funktionellen Analyse der mit Parkinson assoziierten Proteine. Gegenwärtig liegt der Schwerpunkt der Arbeiten auf der funktionellen Analyse von LRRK2 mit systematischem Mapping der Netzwerke der Proteininteraktion mithilfe biochemischer Methoden ebenso, wie mit Strukturmodellen. Mehr Information
Brockmann K, Lerche S, Dilger SS, Stirnkorb JG, Apel A, Hauser AK, Liepelt-Scarfone I, Berg D, Gasser T, Schulte C, Maetzler W: SNPs in Abeta clearance proteins: Lower CSF Abeta1-42 levels and earlier onset of dementia in PD. Neurology 2017, 89:2335-2340.
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Dr. Eugen Dörzbach
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