Neue Studienergebnisse: Blutdruck als Prognosefaktor
In einer aktuellen Studie (https://link.springer.com/article/10.1007/s12028-024-02146-4) untersuchten Erstautorin PD Dr. Annerose Mengel und PD Dr. Katharina Feil aus der Abteilung „Neurologie mit Schwerpunkt neurovaskuläre Erkrankungen“ von Prof. Ulf Ziemann die kontinuierlichen Blutdruckverläufe von 261 Patienten und Patientinnen auf der neurologischen Intensivstation in den ersten 72 Stunden nach einer Hirnblutung. Die Ergebnisse zeigen: Ein stabiler systolischer Blutdruck (der obere Wert) und eine geringe Schwankung dieser Werte stehen in Zusammenhang mit besseren funktionellen Ergebnissen. Überraschend war zudem, dass eine leichte Variabilität des diastolischen Blutdrucks (der untere Wert) mit günstigeren Verläufen verbunden war. Diese Erkenntnisse bieten neue Ansätze für eine personalisierte Blutdrucktherapie bei ICB-Patienten und Patientinnen.
Weiterführende Forschung: Big Data in der Neurointensivmedizin
Ihre Forschung zeigt, wie der Einsatz von Big Data die Behandlungsmöglichkeiten in der Neurointensivmedizin erweitert. Durch die Analyse großer Datensätze, darunter kontinuierliche Messungen von Blutdruck und anderen Vitalparametern, können Muster identifiziert werden, die mit günstigeren oder ungünstigeren Verläufen verbunden sind. Dies ermöglicht nicht nur eine genauere Risikoabschätzung, sondern auch die Entwicklung individueller Behandlungsstrategien.
Neben der Blutdruckforschung (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2589238X24000482) werden auch andere Vitalparameter, wie zum Beispiel die Herzfrequenzvariabilität (https://www.mdpi.com/2227-9059/12/8/1877) oder Temperatur (in Vorbereitung), analysiert und untersucht, wie diese Daten zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse genutzt werden können. Ihre Vision ist es, mit Hilfe modernster Datenanalysen die Versorgung von Patienten mit Hirnblutungen nachhaltig zu verbessern.
Die Arbeitsgruppe „Translational Neurological Acute and Critical Care Research“ widmet sich der Erforschung und Optimierung von Behandlungsstrategien für akute und kritische neurologische Erkrankungen. Im Fokus stehen die Akuttherapie bei Schlaganfall- und neurologischen Intensivpatienten und -patientinnen, die Versorgung und Rehabilitation dieser, sowie die Erforschung und Behandlung von Delir, Bewusstseinsstörungen und anderen kognitiven Beeinträchtigungen im neurologischen und intensivmedizinischen Kontext. Das Ziel ist es, durch translationale Forschung innovative Ansätze zu entwickeln, die sowohl die unmittelbare Versorgung als auch das Outcome der Patienten und Patientinnen verbessern. Es werden modernste Technologien eingesetzt, darunter elektrophysiologische Methoden, „Big Data“-Analysen und transkranielle Magnetstimulation (TMS), um neue Erkenntnisse zu gewinnen und personalisierte Therapiemodelle zu entwickeln. Mit diesem integrativen Ansatz sollen die Lebensqualität und das Outcome der Patienten und Patientinnen langfristig verbessert werden.
Foto: PD Dr. med Katharin Feil
Copyright: Universitätsklinikum Tübingen