In einer präklinischen Studie hat das Team aus Tübingen um Dr. Dr. Randolph Helfrich, Dr. Janna Lendner, Dr. Niels Niethard, Prof. Dr. Sigrid Schuh-Hofer und Prof. Dr. Jan Born untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen unserer Hirnaktivität im Schlaf und neurologischen Erkrankungen gibt. Es kam zu der Erkenntnis, dass wenn die Schlafrhythmen aus dem Gleichgewicht geraten, bestimmte Gehirnregionen nicht mehr richtig miteinander kommunizieren können und es in Folge zu Gedächtnisdefiziten kommt.
Die Forscherinnen und Forscher rund um die Erstautorin Dr. Janna Lendner vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, dem Institut für medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Tübingen, der University of California, in Berkeley und Davis konnten zeigen, dass die sogenannte REM-Schlafphase hierbei eine entscheidende Rolle spielt. Die Buchstaben „REM“ stehen für „rapid eye movement“, was auf Deutsch in etwa „rasche Augenbewegung“ bedeutet. Die meisten und vor allem intensivsten Träume treten während dieser Schlafphase auf.
Den Tag über wirken neue Sinneseindrücke auf das Gehirn ein, wodurch die Empfindsamkeit der Neuronen im Gehirn erhöht wird. In der Nacht wird in der REM- Schlafphase die neuronale Erregbarkeit reguliert und dadurch das physiologische Gleichgewicht wiederhergestellt. Somit ist es dem Gehirn möglich, am nächsten Morgen wieder neue Informationen verarbeiten zu können.
Hieraus könnte sich ein neuer Ansatz für die Behandlung von Krankheiten wie Parkinson oder Epilepsie ableiten. „In der Zukunft wäre es vielleicht möglich, die Hirnrhythmen beispielsweise mittels elektrischer Stimulation wieder in den richtigen Takt zu bringen und dies als Therapie zu nutzen“, so Dr. Dr. Randolph Helfrich.
Titel der Originalpublikation:
Human REM sleep recalibrates neural activity in support of memory formation
https://www.science.org/doi/10.1126/sciadv.adj1895
Pressemitteilung zum Download als PDF
Kontakt:
Dr. Dr. Randolph Helfrich
Zentrum für Neurologie
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung
Otfried-Müller-Str. 27
72072 Tübingen
Dr. Janna Lendner
Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung
Otfried-Müller-Str. 27
72072 Tübingen